Bundestagung 2018

22.05. - 25.5.2018 in Mainz

Lebensbedrohliche Einsatzlagen in der Polizei - Thema der Bundeskonferenz der katholischen Polizeiseelsorgerinnen und -seelsorger 2018 in Mainz.

Leitender Kriminaldirektor Dieter Rein referierte über besondere Einsatzlagen der Polizei. Er erläuterte an Beispielen die veränderte Situation. War es früher bei einem Bankräuber wichtig möglichst unerkannt möglichst viel Geld zu bekommen, so ist es heute bei terroristischen Einsatzlagen so, dass Täter mit möglichst vielen Opfern öffentlichkeitswirksam sterben wollen. Verändert hat sich auch der mediale Druck, den Täter selbst befeuern. Dabei ist es bei Einsatzlagen am Anfang für die Polizistinnen und Polizisten, für die Leitungen nicht klar, um welche Lage es sich handelt. Alles ist möglich.

Die Polizei versucht natürlich bei der Ausbildung und Ausstattung auf die veränderte Situation zu reagieren.

Allerdings kommen Polizeiführer und Polizeibeamtinnen und -beamte in solchen Situationen immer wieder in ethische Dilemmata. Sollen sie so, oder so handeln. Was ist wichtiger?

Prof. Dr. Josef Schuster von der Hochschule St. Georgen versuchte aus theologischer Sicht Schlaglichter auf die besonderen polizeilichen Einsatzlagen zu geben.

Die Täter haben unter anderem auch das Ziel einzelne Menschen und die Gesellschaft zu verunsichern. Angst zu schüren. Das drückt sich im subjektiven Sicherheitsgefühl aus, das sich wesentlich von der objektiven Sicherheit unterscheidet.

Im Hintergrund der Frage wie in besonderen polizeilichen Einsatzlagen beispielsweise mit der Frage des finalen Rettungsschusses umgegangen werden kann und soll, steht das Sozialgebot Du sollst nicht töten. Eigentlich du sollst nicht morden. Das 5. Gebot drückt das Recht auf Leben aus, den biblischen Lebensschutz.

Tiere genießen diesen Lebensschutz nicht in gleichem Maße. Weil der Mensch das einzige Wesen ist, das Verantwortung tragen kann und soll.

Gerechtfertigte Ausnahmen von diesem Recht auf Leben gab es immer. Dies waren das Töten im gerechten Krieg (wobei dann die Frage ist was ein gerechter Krieg ist), in der Notwehr und bei gerechter Todesstrafe. Diese wurde aber bei uns abgeschafft.

Als ultima ratio ist es moralisch gerechtfertigt jemanden zu töten. Wenn allerdings ein Angriff bereits erfolgt ist, dann ist es keine Notwehr mehr, dann ist das Rache. Und Rache ist nicht gerechtfertigt.

Spannend ist die Aussage von Thomas v. Aquin, dem Theologen (unter anderem im Erwachsenenkatechismus zitiert, 2263f), dass bei Notwehr das eigene Leben Vorrang hat.  

  

Am Nachmittag haben verschiedene Einsatztrainer der Polizei, erfahrene Polizisten, erklärt wie die Polizistinnen und Polizisten ausgebildet werden und handeln.

Da die Polizistinnen und Polizisten im Einsatz in kurzer Zeit entscheiden und handeln müssen, ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Solche Lagen müssen trainiert werden. Und doch sind die konkreten Einsatzlagen dann nochmals anders. Der Beamte muss funktionieren.

Aber es muss auch thematisiert werden, dass seine Würde durch den Täter angetastet, angegriffen, ist.

In einem Austausch wurde besprochen was die Polizei von der Polizeiseelsorge erwartet. Stichworte waren: da sein, Präsenz, Zeugnisverweigerungsrecht, das Einbringen von moralisch-ethischen Fragestellungen, für die Polizistinnen und Polizisten einzutreten, für Kultur sorgen, dass Ängste auch benannt werden können, für die Polizei eintreten.

Prof. Dr. Martin Lörsch von der theologischen Fakultät Trier referierte zu dem Thema: die Frage nach Gott neu stellen lernen. Gerade auch im Zusammenhang mit lebensbedrohlichen Einsatzlagen der Polizei. Er ging auf den gesellschaftlichen Wandel ein, der doch enorm ist. Stichworte sind: Individualisierung, Pluralisierung, Wandel der Geschlechterrollen, demographischer Wandel, Flexibilisierung, Medien- und Kommunikationsgesellschaft, Ökonomisierung, bedrohtes Leben, Wandel der Religiosität. Die Polizeiseelsorge agiert im Zwischenraum zwischen Kirche und Polizei. Die Polizeiseelsorgerinnen und Polizeiseelsorger müssen die Gottesfrage wach halten und sich der Gottesfrage gerade in diesem Zwischenraum stellen.

Da sich in Kirche und Welt vieles wandelt ist es wichtig sich mit der Polizeiseelsorge zu positionieren. Dazu soll es in absehbarer Zeit ein Impulspapier geben. Darin soll beschrieben werden was die Polizeiseelsorge ist und leistet und was das für die Polizeiseelsorgerinnen und Seelsorger heißt und welche Arbeitsbedingungen sie brauchen. Es geht um eine Verortung der Polizeiseelsorge aus den biblischen, pastoraltheologischen und ekklesiologischen Quellen, aber auch aus der polizeilichen Sicht. Dazu wurden von den Konferenzteilnehmer erste Eckpunkte zusammengetragen.

Bei einem Krimiabend mit Weinprobe oder andersherum und bei einem Empfang der Diözese Mainz, durch Gottesdienste mit Polizeibischof Bischof und Bischof Kohlgraf kam auch die spirituelle und gemeinschaftliche Seite des Treffens nicht zu kurz.

Der Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf wurde vom Landespolizeiorchester musikalisch gestaltet und beim anschließenden Empfang ergriffen der Bischof, der Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz, Lewenz, und Staatssekretär Lösel, Hessen, das Wort und dankten für die gute Zusammenarbeit von Polizei und Polizeiseelsorgern und für das Wirken der Polizeiseelsorgerinnen und -seelsorger.

Weitere Bilder


Beginn mit Vesper und Begrüßung der Neuen


Verabschiedung in den Ruhestand


Polizeibischof WB Bischof eröffnet die Tagung


Ltd. Kriminaldirektor Dieter Rein, Hessisches LKA


Prof. em. Dr. Josef Schuster SJ


Krimiautor und Winzer Andreas Wagner


Prof. Dr. Martin Lörsch


Empfang der Diözese Mainz


Bischof Dr. Peter Kohlgraf


Innenminister Lewentz


Staatssekretär Lösel

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Spruch des Tages

„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Mt 18, 20

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